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Brutverhalten von wildlebenden Kakadus? Infos hinterfragen...
#1
hallo,
da ich mich immer bemühe, wissenschaftlich korrekt an eine Frage heranzugehen, hat mich die Diskussion, wie lange eine Handaufzucht gefüttert werden soll, zu Überlegungen angeregt.

Züchter betonen ja meist, daß sie bestrebt sind, futterfeste und gut sozialisierte Jungtiere abzugeben. Sie können sicherlich Informationen beisteuern, die sie in ihr eigenes Zuchtmanagement einfließen lassen, um die Haltung ihrer Vögel zu optimieren.

Es gibt doch sicher Studien bzw. Freilandbeobachtungen, wie lange Kakadus in freier Wildbahn - wo sie ja nicht ohne Anstrengung an täglich gut gefüllte Futternäpfe gelangen, sondern auf das jahreszeitlich wechselnde Futterangebot in der Natur, begleitet von jahreszeitlich wechselnden klimatischen Verhältnissen, angewiesen sind, ihre Küken betreuen, führen, anleiten, füttern? Und wie oft im Jahr sie unter natürlichen Bedingungen eine Brut durchführen?

Ich kenne eine Freilandbeobachtung von Kongo-Graupapageien, daß sie ihre Küken ein volles Jahr führten und kenne einen Ara-Züchter, der grundsätzlich keine Handaufzuchten macht, dessen Elternvögel betreuen ihre Jungtiere über neun Monate, bevor das Paar wieder in Brutstimmung kommt und die Jungvögel aus der Nähe der Nisthöhle verjagt.

Erfolgreiche Papageienzucht in Menschenhand gibt es ja erst seit einigen Jahrzehnten (ich meine Großpapageien, nicht Wellensittiche u.ä.) - schon gar über mehrere Generationen hinweg - also im Vergleich mit der Zucht anderer Tierarten (oder auch der Erziehung menschlicher Kinder Zwink) eine sehr kurze Zeit, um beurteilen zu können, ob das üblicherweise durchgeführte Zucht- und Haltungsmanagement tatsächlich optimal ist bzw 100%ig den Bedürfnissen der Tiere entspricht - körperlich wie psychisch gesehen.
Man kann sicherlich davon ausgehen, daß es auch in Zukunft immer wieder neue Erkenntnisse gibt, die Anpassungen erforderlich machen.

Da ja stets wiederholt wird, daß Papageien in Menschenhand keine domestizierten Tiere sind, muß doch ein guter Züchter versuchen, die Lebensbedingungen seiner Vögel so weit wie möglich den Verhältnissen in freier Natur anzupassen, oder?

Das oft vorgebrachte Argument "ich habe das immer schon so gemacht und habe damit Erfolg", alternativ dazu auch "man macht das schon immer so" ist nur geeignet, neue Denkansätze zu unterbinden, nicht aber, Fortschritte und Verbesserungen zu erzielen.

Beispiele:
1. seit Jahrhunderten (oder länger) und bis vor nicht allzu langer Zeit war allgemeine Lehrmeinung in der Kindererziehung, daß man Heranwachsende am besten durch körperliche Strafen (Prügel) dazu bringt, sich den jeweils gültigen Normen anzupassen. Funktionierte ja auch bei sehr vielen Individuen....
Und auch heute ist es noch lange nicht allgemein bekannt, daß es nicht die optimale, sondern die denkbar schlechteste Erziehungsmethode ist...

2. ebenfalls zu "artgerechte Aufzucht menschlichen Nachwuchses": Innerhalb weniger Jahrzehnte änderte sich mehrmals die Lehrmeinung, wie man mit heulenden Babies umgeht: einer Generation Mütter wurde beigebracht: Brüllen lassen, füttern nur zu festen Zeiten, Babies müssen lernen, eine frustrierende Situation durchzustehen - bei der nächsten Generation hieß es dann: ein Baby braucht Liebe, Zuneigung, Nestwärme viel mehr als exakte Zeiteinteilung und wenn es weint, hat es ein elementares Bedürfnis, das es nicht anders ausdrücken kann.
Und die nächste Generation? Wissen ist stets im Fluß...

3. "schon immer" wurden Hundewelpen nach dem Erwerb von ihren neuen Besitzern (nachts) allein eingesperrt und "mußten lernen, allein zu bleiben".
Inzwischen ist den Menschen, die sich mit Hundeverhalten befassen, bekannt, daß ein von seinem Rudel getrennter Welpe weiß, daß er ohne den Schutz und die Nähe seines Rudels nicht überleben kann und aus purer Todesangst heult - und nicht, um seine neuen Besitzer und die Nachbarn zu ärgern... Und wenn er irgendwann damit aufhört, dann nicht, weil er zur Vernunft gekommen ist, sondern weil er sich aufgegeben hat, hoffnungslos geworden ist - sicher kein erstrebenswertes Gefühl.

Es gibt tausende weitere Beispiele, wie Lehrmeinungen über lange Zeit transportiert und unreflektiert übernommen werden (auch die Wissenschaft ist davon nicht frei) - die auf diese Weise weitergetragenen Irrtümer werden durch die ständige Wiederholung aber nicht unbedingt "richtiger".

Mir liegt es fern, alle bisher zu irgendeinem Thema gesammelten Erkenntnisse komplett in Frage stellen - ich möchte einfach nur einen Denkanstoß geben, andere Sichtweisen als die eigene "altbewährte", nicht sofort als 100%ig falsch abzulehnen, sondern sich die kleine Mühe zu machen, sich unvoreingenommen damit auseinanderzusetzen. Vielleicht ist dann ab und zu doch etwas dabei, das es wert ist, übernommen zu werden.
LG Mechthild
"für das, was Du gehegt hast, bist Du Dein Leben lang verantwortlich..."
Antoine de Saint Exupèry
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#2
habakuk schrieb:3. "schon immer" wurden Hundewelpen nach dem Erwerb von ihren neuen Besitzern (nachts) allein eingesperrt und "mußten lernen, allein zu bleiben".
Inzwischen ist den Menschen, die sich mit Hundeverhalten befassen, bekannt, daß ein von seinem Rudel getrennter Welpe weiß, daß er ohne den Schutz und die Nähe seines Rudels nicht überleben kann und aus purer Todesangst heult - und nicht, um seine neuen Besitzer und die Nachbarn zu ärgern... Und wenn er irgendwann damit aufhört, dann nicht, weil er zur Vernunft gekommen ist, sondern weil er sich aufgegeben hat, hoffnungslos geworden ist - sicher kein erstrebenswertes Gefühl.
[Bild: 37.gif]
Das Ganze regt zum nachdenken an Mechthild, nicht nur das oben eingefügte Zitat...letztendlich sollte dann halt jeder auf sein Bauchgefühl hören.
Ich kenne auch jemand, der 3 Wachhunde hält,einer davon ist ganz alleine im Lager...hat mir im Herzen weh getan als ich dies hörte,aber genauso wenig würde ich dieses Lager alleine betreten wollen,denn dieser Hund ist abgerichtet. Aber ich denke trotzdem das der Besitzer jeden seiner Hunde liebt..es sind halt keine Schoßhündchen.

LG
Diana


Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

Váslav Havel
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#3
Finde das ein sehr gutes Thema....

Ich persönlich habe meine Meinung aus dem Bauch, aus Liebe zu JEDEM Tier.

Warum werden Vögel früher aus dem Nest genommen und dann noch von Hand gefüttert? Mir wurde gesagt, dass solche Vögel ( zahmer) sind als wenn man sie bis zuletzt bei den Eltern lässt. Klar, stimmt ja auch. Mir ist das egal dem Tier zu Gute. Denn auch ein solcher Vogel wird zahm genug ich sehe das an Floh und Bandit der mir mitlerweile nachläuft wie ein junger HUnd. Aber, ich brauchte lange Geduld gerade bei FLoh. Und die meisten Leute haben das leider nicht! Traurig aber wahr die wollen einen schon relativ zahmen Vogel in der Stube sitzen haben und nicht ein - zwei Jahre Zeit investieren!

Ich denke das ist der Grund warum man die Vögel ( in meinen Augen zu früh ) weg nimmt und dann noch von Hand aufzieht. Oder sogar von Anfang an! Gibt es ja leider auch.

Auch bei Hunden werden immer noch oft die Welpen zu früh getrennt nur, weil sie dann Menschbezogener sind und ach doch soooo niedlich!
Mein Gris damals kam mit 4 Monaten zu mir!!! Recht spät wenn man das übliche Bedenkt. Und was habe ich? Der liebste Hund der Welt der alle und alles liebt! Und auch keine sozialen Probleme hat! Weder mit anderen Tiern noch anderen Rüden oder dem Mensch.

Ich finde man sollte die Vögel so lange bei den Eltern lassen wie das Möglich ist bis sie selbständig ihren Weg gehen oder die Eltern sie weg jagen. Und nicht nur zugunsten "MENSCH" wird in die Natur eingegriffen! Das wird schon so oder so viel zu oft gemacht weil Mensch denkt er sei das wichtigsten der Welt!
Dabei könnte er nicht mal überleben wenn es die Ameise nicht gäbe!
Grüessli Et, Floh, Wendi,Bandit,Sina, Snowi und Noelle

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