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Aggressionsverhalten
Hallo, gute 2 cent...Dance

Bei Gismo war es ja aber so, dass er Angi angriff und beissen wollte. das hat sie ja nun in den Griff bekommen. Vorher konnte ihr Freund dafür alles nun nicht mehr. Ich denke die Chance besteht mit Training das beide mit ihm umgehen können.

Das mit der Schulter ist so eine Sache. Meine beiden Hennen fliegen und/oder sitzen auf meiner Schulter habe da aber auch keine Probleme.
Gäste dann schon wieder eher. Was mir aber wenn ich ehrlich bin egal ist. In der "Regel" gehen meine auch nicht zu den Gästen hin. Ansonsten geht es dann halt auch mal in die Voli.

Denke, dass kommt auf den Geier an....aber den Tip nicht auf die Schulter lassen habe ich Angi auch schon gegeben. Wäre bei Gismo vielleicht besser.
Grüessli Et, Floh, Wendi,Bandit,Sina, Snowi und Noelle

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Juhuu Angi,

wie geht es denn mit Gismo? Ist er immer noch lieb zu dir? Habt ihr es nun auch in den Griff bekommen mit deinem Freund?

Und schon tüchtig Ausschau nach einem artgerechten Partner?

Würde mich freuen zu hören wie es euch so geht...
Grüessli Et, Floh, Wendi,Bandit,Sina, Snowi und Noelle

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Hi Noelle!

Ich bin Dir immer noch sehr dankbar. Gismos Aggressionen konnten wir bisher zwar nicht abstellen, aber es ist viel viel besser geworden. Ich denke mal das liegt in der Natur von Kakadus, dass sie aggressiv werden. Ich hatte seit Deinem Telefonat keine Beißattacke mehr.BeifallGott sei Dank. Oder konnte sie abwehren. Mein Freund kriegt öfters noch was ab, wenn er eifersüchtig ist.(Gismo) Wir haben auf jeden Fall gelernt ihn so zu nehmen wie er ist und ihm Grenzen aufzuzeigen. Ich möchte ihn nicht mehr missen. Er akzeptiert mich zwar, aber anfassen lässt er sich immer noch nicht von mir aber von jedem anderen. Finde ich seltsam, aber leider zur Zeit nicht zu ändern. Kann es sein, dass er mich als Chef ansieht und die anderen Leute wie mein Freund als Schwarmmitglied?

Viele liebe Grüsse
Angie
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Hallo,
ein wichtiges Thema, durch das ich mich aus aktuellem Anlass heute komplett "durchgeackert" habe (einschließlich aller verlinkten und unterverlinkten Thema - danke, Gitti, für den "Lesestoff" Zwink) - danke Diana für den Link!

Manches erschreckte mich, was ich lesen musste! Kein Wunder, dass es so viele Abgabevögel gibt!

Manches freute mich (z.B. die Beiträge von Noelle und einigen - wenigen - anderen)!
Eigentlich die Beiträge derer, die deutlich machen - dass die absolut wichtigste Voraussetzung einer langandauernden Kakaduhaltung ist, dass der Vogel Vertrauen zum Menschen hat.

Was meint ihr zu folgenden Überlegungen:

1. Ein Kakadu kommt auf die Welt. Er kennt noch nichts. Er hat noch nichts "gelernt". Gehört er grundsätzlich zu den "aggressiven" Tierarten, die man sich besser nicht kaufen sollte?

2. Ein Kakadu kommt auf die Welt. Jahre später stellt sich in der Privathaltung heraus, dass er auf "Nässe" aggressiv reagiert. Angeborenes (Aggressionsverhalten) oder erlerntes Verhalten?

3. Ein Kakadu kommt auf die Welt. Jahre später stellt sich in der Privathaltung heraus, dass man in seiner Nähe weder ein Handtuch auf dem Kopf tragen sollte noch ein Handtuch griffbereit hinlegen darf. Angeborenes (Aggressionsverhalten) oder erlerntes Verhalten?

4. Ein Kakadu kommt auf die Welt. Er wird importiert, gezüchtet - egal ob HZ oder NB oder WF - und wird als Einzelvogel in eine Privathaltung verkauft. Die stolzen "Neukakakaduhalter" wissen nichts von der "Körpersprache" dieses Geiers. Sie können ihn noch nicht "lesen". Eines Abends fliegt der Kakadu seinem Besitzer auf die Schulter (wie jeden Abend) - der dreht sich gerade zur Seite, um aus dem Zimmer zu gehen. Der Kakadu landet unsicher - hält sich in letzter Not am Ohr fest .......... Piercing!!!! Am nächsten Abend das gleiche - das Ohr tut noch weh, deshalb "duckt" sich der noch stolze "Neukakadubesitzer". Der Vogel, landet trotzdem, verunsichert, auf dem Arm, der reflexartig weggezogen wird. Der Kakadu hält sich in letzter Not mit dem Schnabel am Pulloverärmel fest, der wegrutscht. Der Kakadu "beißt" nach, will sich mit Hilfe seines Schnabels vor dem Absturz retten. Er schafft es !!!!!! Und wird - reflexartig - abgeschüttelt. Stürzt auf den Fußboden, sieht Mensch vor sich und will hoch auf die vertraute Schulter. Mensch hat erst mal Angst - erst das Ohrpiercing und im Moment ein Kakadubiss im Unterarm, der höllisch weh tut. Mensch geht rückwärts, tritt vlt. noch nach dem ihn "verfolgenden" Vogel. Vogel beißt in den Schuh. Mensch geht weiter rückwärts. Nun spielt der Vogel das "neue Spiel" mit. Was meint ihr: Angeborenes (Aggressionsverhalten) oder erlerntes Verhalten?

5. Zur Welt gekommener Kakadu zeigt alle "Verhalten aus Nr. 4".
Kann nicht mehr aus dem Käfig gelassen werden. Schreit. Ist "nicht mehr tragbar". Die Nachbarn beschweren sich schon. Kakadu wird verkauft. "Stolzer Neukakadubesitzer Nr. 2" freut sich - ein "günstiger Vogel". nein, die ersten 2-3 Wochen macht er überhaupt keine Probleme ... aber dann: (Ich denke, jeder kann sich die Fortsetzung denken).
Stolzer Neukakadubesitzer Nr.2 telefoniert mit (nicht mehr stolzem) Neukakadubesitzer Nr. 1 und fragt nach: "Hat er das bei euch auch gemacht?"
Auch die Antwort brauche ich nicht schreiben - klar, dass (nicht mehr stolzer) Neukakadubesitzer Nr. 1 solche Verhalten nie beobachtet hat, der Vogel bei ihm immer lieb war ............ und (noch stolzer) Kakadubesitzer Nr. 2 sicher irgend etwas verkehrt macht!
Den weiteren "Lebensweg" (des Kakadus) spare ich mir hier.

Was meint ihr: Sind das die den Kakadus nachgesagten angeborenen Aggressionsverhalten oder sind es erlernte Verhalten?

Kein Wunder, dass es so viele "Wandervögel" gibt.

Kopfkratz Kopfkratz Das Thema war aus meiner "forenfreien Zeit". Wann die Themenstarterin hier das letzte Mal online war, kann jeder sehen. Auch sie hat einen 10 Jahre alten Kakadu als neues Familienmitglied aufgenommen - mit allem guten Willen. Aber eben einen Kakadu, der eine eigene Lerngeschichte mitbrachte.

Jeder kann diesen Weg aufhalten. Dazu sind weder Fliegenklatsche noch Zeitung noch Blumenspritze noch andere "Utensilien" nötig. Nur eines ist nötig: Kakadus lesen lernen, Vertrauen aufbauen (wieder herstellen) und sie so halten, dass die Kakadus ein stressfreies Leben in unserer Welt leben können. Dazu muss man sich nicht beißen lassen - wie Noelle! Deswegen habe ich eine große Hochachtung vor ihr. Ich würde kleinere Schritte gehen - bei einem Kakadu, der mich beißen will....

Ach ja - noch eins: Scherz an: Wenn mich hier ein Kakadu angreift, muss mein Mann den versorgen! Scherz aus. Mauer

Viele Grüße
Susanne
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Sehr gut geschrieben!!!!!!!

Denke auch, dass kein Geier, oder anderes Tier, Agressiv geboren wird.

Und......es ist immer der Mensch schuld. Meine Meinung.
Nicht durch Bösartigkeit sondern durch Unwissenheit/Ungeduld/Unverständniss/Egoismus/Stress/Positionserhaben und und und.....
Grüessli Et, Floh, Wendi,Bandit,Sina, Snowi und Noelle

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Ich kann mich Noelle nur anschließen!
Susanne, Du hast es wieder auf den Punkt gebracht!

Kein Tier ist von Grund auf schlecht, aggressiv oder oder oder. Es wird zu dem gemacht, was es ist. Und wer macht es zu dem? Beantwortet Euch die Frage bitte selbst!

Was ich mir mittlerweile in Zusammenhang mit Kakadus für Fragen stelle: Ist es wirklich "Aggression", was ein Kakadu an den Tag legt? Aggression oder vielleicht vielmehr "agonistisches Verhalten"? Was für ein Konflikt besteht zwischen Tier und Halter? Was für Schlüsselreize löst das Verhalten des Tieres aus? Worin liegen die Ursachen für dieses Verhalten?
Herzliche Grüße von Simone und den Tritons Cherokee und Cayenne
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Hallo,

ich habe mich an das Forum gewandt, um Hilfe zu bekommen, die ich auch erhalten habe. Da haben Leute geschrieben die Ahnung von diesen Dingen haben und die mir keine Vorwürfe gemacht haben, sondern Vorschläge gemacht, damit sich das Verhältnis zwischen Gismo und mir sich verbessert. Und Gismo ist garantiert kein Wandervogel und ich habe auch die Geduld, das Vertrauen von Gismo zu gewinnen. Wenn ich zurück denke, an die Zeit wo ich ihn bekommen habe und jetzt, dann kann ich sagen, dass wir alle Fortschritte gemacht haben. Nochmals vielen Dank an die Leute (besonders an Noelle) die mir geholfen haben.

Viele liebe Grüße

Angie
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Zja, kein Wesen ist so unschuldig wie ein Baby...

(08.01.2010, 21:02 )Noelle schrieb: Und......es ist immer der Mensch schuld. Meine Meinung.

@ Noelle
Du kennst doch die Geschichte von unserer Lora die wir aus dem Tierpark bekommen haben!
Wir haben im Jan.05 Peterle bekommen ( zu diesem Zeitpunkt war SIE Peterle 1/2 Jahr alt) Am Anfang dachten wir ja sie sei ein er. Wir wollten Lora einen Partner geben, da sie im Tierpark zwar immer alleine saß, aber andere Amazonen um sich hatte. Lora hat Peterle NIE akzeptiert, nur geduldet. Jedesmal wenn Peterle ihr den Kopf rübergestreckt hat um gekrault zu werden hat sie nach ihr gehackt...als Peterle dann in die Geschlechtsreife kam, mußten wir die beiden trennen...das war im Juni 08´
http://kakadu-info.de/forum/showthread.php?tid=1038
Lora hat sie nur noch in der Voliere gejagt und nach ihr geschnappt um ihr Federn auszureißen.
Susanne kennt die Problematik. Ich habe letztes Jahr darüber mit ihr gesprochen.
Wir wollten dieses Jahr einen jungen Hahn zu Peterle setzen.
Ein UNSCHULDIGES noch nicht "VERDORBENES WESEN"!
Nur wenn ich das hier so lese...ich bekomme keine Garantie dafür das Peterle den jungen Hahn nicht genauso behandeln wird wie Lora eben Peterle!!!
Wir gehen davon aus das Lora ein WF ist und wissen auch das sie bevor sie in den Tierpark kam in Einzelhaltung gelebt hat und bei den Leuten viel zu viel vom Tisch bekam.
Im Tierpark wollte Lora von den anderen Amazonen immer ihre Ruhe, hat immer nachgegeben, erst als sie zu uns kam stellte sie "Revieransprüche".
Vieleicht sollte ich Peterle keinen Partner dazusetzen und einfach alles so lassen wie es ist. Sie hat die Kakadus direkt neben sich.
Wer hat in diesem Fall eigentlich wen verdorben. Der Mensch die Lora und Lora dann Peterle???
Hoffnung ist nicht die Überzeugung dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat, egal wie es ausgeht.

Váslav Havel
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Hallo,
was hab ich jetzt wieder "losgetreten"?????
(08.01.2010, 21:02 )Noelle schrieb: Und......es ist immer der Mensch schuld. Meine Meinung.
Nicht durch Bösartigkeit sondern durch Unwissenheit/Ungeduld/Unverständniss/Egoismus/Stress/Positionserhaben und und und.....
Dem kann ich leider nur zustimmen - so unbequem diese Wahrheit für manche auch ist. Keiner macht es aus Böswilligkeit oder mit "Absicht". Den meisten Kakadus "passiert" es - dass Fehlverhalten trainiert werden. Später, wenn sich das Verhalten verfestigt hat, wird es dann als "Aggressionsverhalten" bezeichnet - weil Menschen noch zu wenig von Kakadus wissen - ihr Verhalten eben (noch) nicht lesen können (wie auch das Verhalten von anderen Papageien, da ließen sich (fast) alle Arten anfügen).

(08.01.2010, 21:26 )Cayenne schrieb: Kein Tier ist von Grund auf schlecht, aggressiv oder oder oder. Es wird zu dem gemacht, was es ist. Und wer macht es zu dem? Beantwortet Euch die Frage bitte selbst!
Meine Meinung - nach "agonistischem Verhalten" muss ich erst mal Frau google befragen!
(08.01.2010, 21:33 )Angie schrieb: Wenn ich zurück denke, an die Zeit wo ich ihn bekommen habe und jetzt, dann kann ich sagen, dass wir alle Fortschritte gemacht haben. Nochmals vielen Dank an die Leute (besonders an Noelle) die mir geholfen haben.
Das freut mich ganz besonders! Und - Kompliment an Noelle! Vorwürfe habe ich (m.M.n.) nicht geschrieben. Im Gegenteil, ich finde es toll, dass du dich mit den Fehlverhalten eines 10 Jahre alten Kakadus mit seiner individuellen Lerngeschichte konstruktiv auseinandersetzt!
(08.01.2010, 21:55 )Diana schrieb: Susanne kennt die Problematik. Ich habe letztes Jahr darüber mit ihr gesprochen.
Nein, Diana, da muss ich dir widersprechen. Ich "kenne" die Problematik nicht. Ich habe dir zugehört und mich mit dir unterhalten. Ich könnte aber das damalige Gespräch heute nicht mehr inhaltlich zusammenfassen. Die "Unterhaltung", das "Gespräch" hatte für dich sicher einen hohen Stellenwert, wenn du dich daran noch erinnerst. Daher, danke für dein indirektes Lob!

Ich denke, hier im Thema geht es auch nicht um Verhalten, die ein Vogel anderen Vögeln gegenüber zeigt - es geht um Verhalten von Kakadus, die von Menschen als "Aggressionsverhalten" bezeichnet werden - aus meiner Sicht aber "erlernte" Verhalten sind.

Viele Grüße
Susanne
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Hallo,
meine (unsere Meinung) zu
„agonistischem Verhalten" – Aggressionsverhalten - …
(08.01.2010, 21:26 )Cayenne schrieb: Was ich mir mittlerweile in Zusammenhang mit Kakadus für Fragen stelle: Ist es wirklich "Aggression", was ein Kakadu an den Tag legt? Aggression oder vielleicht vielmehr "agonistisches Verhalten"? Was für ein Konflikt besteht zwischen Tier und Halter? Was für Schlüsselreize löst das Verhalten des Tieres aus? Worin liegen die Ursachen für dieses Verhalten?

(08.01.2010, 22:28 )Uhu schrieb: Keiner macht es aus Böswilligkeit oder mit "Absicht". Den meisten Kakadus "passiert" es - dass Fehlverhalten trainiert werden. Später, wenn sich das Verhalten verfestigt hat, wird es dann als "Aggressionsverhalten" bezeichnet - weil Menschen noch zu wenig von Kakadus wissen - ihr Verhalten eben (noch) nicht lesen können (wie auch das Verhalten von anderen Papageien, da ließen sich (fast) alle Arten anfügen).

Ich denke, hier im Thema geht es auch nicht um Verhalten, die ein Vogel anderen Vögeln gegenüber zeigt - es geht um Verhalten von Kakadus, die von Menschen als "Aggressionsverhalten" bezeichnet werden - aus meiner Sicht aber "erlernte" Verhalten sind.

Auch hier sind es leider – wie auch im Thema „Schwarmhaltung“ – Glaubenssätze, die immer wieder weiterverbreitet werden. Sie schaden letztendlich den Papageien, da sie wichtige Aspekte nicht berücksichtigen, ja tlw. sogar die Halter „auf eine falsche Fährte“ locken. Doch alles der Reihe nach – wird ein bisschen länger!

Es gibt über Aggressionen und agonistische Verhaltensweisen (auch) aktuelle Literatur (z.B. Munkes/Schrooten, Papageienverhalten verstehen). Gerade dort werden den agonistischen Verhaltensweisen viele Seiten gewidmet.
Einzelne Verhalten zu bestimmten Arten werden z.B. dem Drohverhalten zugeordnet – Z.B. Schnabelklappern bei Kakadus, Aufstellen der Haube, Fauchen, usw..

Die grundlegende Problematik besteht darin, dass
1. Verhaltensbeobachtungen im Freiland geschildert werden
2. diese auf Haltungen in Menschenobhut 1:1 übertragen werden
3. dadurch von den Lesern Verhaltensweisen der Vögel falsch interpretiert werden
4. dann auf gezeigte Verhalten falsch reagiert wird, weil:
5. die Lernfähigkeit der Papageien in Menschenobhut nicht berücksichtigt und auch völlig unterschätzt wird.

Mal ein paar Beispiele:
2 geschlechtsreife Inkakakadus bewohnen bei uns einen Schutzraum mit angrenzender ca. 15m langer Außenvoliere. Jedesmal, wenn ich den Raum betrete, stellen sie die Haube auf und nicken mit dem Kopf. Würde ich jetzt dieses Verhalten – beeinflusst durch die o.g. Literatur - falsch deute als Drohverhalten (S.78) und mich zurück zöge, könnte ich in Kürze den Raum nicht mehr betreten und dort auch nicht mehr sauber machen, geschweige denn füttern. Also wird auf das gezeigte Verhalten anders reagiert und als erstes Vertrauen aufgebaut. Jetzt ist es so, dass ich abends nur (innen stehend) am Fenster pfeifen muss – und die beiden kommen sofort hereingeflogen, bis auf die Fensterbank, stellen die Haube auf, begrüßen mich und fliegen in den Schutzraum.
Die Haube stellen sie übrigens bei jeder Landung nach dem Flug auf, ob sie auf einem Seil, einem Ast oder sonst wo landen. Ist Inkakakadu-typisch! Kein Drohverhalten! (Gut für die Inkas, dass ich mich von der Literatur nicht beeinflussen ließ!)

Nächstes Beispiel:
Ich betrete den Schutzraum unseres Molukkenpärchens (mit angrenzender Außenvoliere ). Der Hahn stellt die Haube auf, faucht und breitet die Flügel aus. Würde ich jetzt den Raum verlassen – Was würde der Vogel lernen????
Ich akzeptiere also seine Geste: „Das ist mein Reich!“ vergrößere seine Forderung nach Individualdistanz schrittweise so weit, bis er zeigt: Wenn du an der Stelle stehen bleibst, entspanne ich mich.
Dann wird er verstärkt für seine Entspannung. Nach und nach lässt er es zu, dass die von ihm anfangs eingeforderte Distanz immer kleiner wird, bis er nach wenigen „Trainingseinheiten“ gelernt hat: Wenn „die“ ins Zimmer kommt, brauche ich mich nicht aufregen, da kommt was Gutes ….

Die Vögel lernen sehr schnell – und das ist mir lieber, als mit Lederjacke und Plastikhelm auf dem Kopf - evtl. noch bewaffnet mit einem Stock – den Schutzraum und die Außenvoliere zu reinigen bzw. sie zu füttern.

Noch ein letztes Beispiel – ich könnte noch viele anschließen, will mich aber auf die Kakadus hier beschränken. Das Aufstellen der Haube und das Fauchen wird beim „Kleinen Gelbhaubenkakadu“ (Cacatua sulphurea) als Drohgebärde beschrieben. Unsere begrüßen uns so. Punch faucht, wenn er gekrault wird, klappert auch mit dem Schnabel…. Warum? Alle haben durch unsere Reaktionen auf ihr gezeigtes Verhalten gelernt, dass sie Vertrauen haben können und nur Gutes kommt – nicht eine Strafe! Ihr Wunsch nach Abstand wird akzeptiert, aber schrittweise so weit verringert, wie es der Vogel zulässt. Die Vögel, besonders die Kakadus, lernen sehr schnell – welches Verhalten sich für sie mehr lohnt, ohne sie zu irgend etwas zu zwingen. Sie haben immer die Wahl!


Kommen wir jetzt zu den Haltern, deren Bewusstsein für das Lernvermögen und die Lernfähigkeiten der Vögel noch nicht so „geschult“ ist. Sie informieren sich über das Verhalten der Papageien, lesen auch über Aggressionsverhalten und agonistische Verhaltensweisen in Büchern usw. Z. B. S. 78 (s.o.)

Folgende Beispiele anderer (mir persönlich bekannter) Halter:

Herr A. hält einen kleinen Gelbhaubenkakadu. Frau A: möchte sich auch mit ihm (dem Kakadu) beschäftigen und nähert sich der Voliere. Der Kakadu senkt den Kopf, stellt die Haube auf. Frau A. hat viel gelesen – und weicht zurück. Was lernt der Kakadu spätestens beim 3. Mal????

Herr B. hält ein Pärchen Gelbhaubenkakadus. Die Vögel brüten. Der Schutzraum soll sauber gemacht werden. Der Hahn droht, als Herr B. den Raum betritt. Herr B. zieht sich zurück. Was lernt der Hahn? Wird sich das Verhalten verstärken?

Herr C. hält ein Pärchen Weißhaubenkakadus. Das Pärchen brütet. Herr C. kann den Hahn auf der Hand aus dem Schutzraum holen. Was hat der Hahn vorher gelernt?

In einem anderen – auch aktuellen – Buch (Arndt / Reinschmidt, Amazonen: Freileben – Haltung – Ernährung – Zucht) wird zumindest ansatzweise erwähnt, dass bestimmte Verhalten durch den Halter „anerzogen“ werden.


Solange Vögel in Menschenobhut gehalten werden, ist es wichtig, Verhalten zu sehen und zu verstehen, Vögel zu „lesen“. Ausschlaggebend für das weitere Zusammenleben ist, wie man auf gezeigtes Verhalten reagiert. Denn in Menschenobhut erfolgt immer zwangsläufig eine Reaktion des Menschen auf das Verhalten seiner Vögel!!! (Unabhängig von der Haltungsform)

Und genau aus dieser Reaktion heraus lernen die Vögel. Besonders schnell, wenn sich eine bestimmte Reaktion auf ein Verhalten mehrmals hintereinander wiederholt. So entstehen Verhaltensweisen, die für den Halter auf Dauer problematisch werden können. Diese Verhalten werden dann leider häufig den „agonistischen Verhaltensweisen“ zugeordnet obwohl sie eben erlernte Verhalten sind. Es ist einfacher (und für viele auch zunächst logisch) ein Verhalten in eine bestimmte „Schublade“ zu packen. Dem Vogel ist damit nicht geholfen. Dem Halter ist damit auch nicht geholfen.

„Agonistische Verhaltensweisen“ haben für in Menschenobhut gehaltene Papageien keinen Sinn mehr– und so kann man Vögeln in Menschenobhut gezielt und bewusst zeigen, welche Verhalten ihnen dazu dienen, hier ein stressfreies Leben zu führen. Man nutzt einfach nur die Lernfähigkeit der Papageien bewusst und gezielt aus, damit Familie Papagei stressfrei mit Familie Mensch in einer WG zusammen leben kann – unabhängig von der Haltungsform!

Damit meine ich sicher nicht, dass man Aras nun unbedingt Rollschuh fahren beibringen sollte. Aber vlt. ist es hilfreicher, dass die Papageien alle Familienmitglieder in ihrem Lebensraum akzeptieren lernen als einzelne anzugreifen.

Es sind – aus meiner Sicht - auch nicht „Schlüsselreize“, die ein Verhalten auslösen. Es sind schlicht und einfach erlernte Verhalten. Jedes erlernte Verhalten kann man (in bestimmten Grenzen) ersetzen durch ein anderes Verhalten. Nur dauert es bei Kakadus mit einer negativen Vorgeschichte ein bisschen länger.

Dazu ein letztes Beispiel:

Unser WHK, den viele hier im Forum zumindest von Bildern her kennen: gerupft, flugunfähig, die 4 Zehen des linken Ständers kann er nicht mehr öffnen, auf ebenem Boden läuft er „wie mit Klumpfuß“, wenn er am Gitter klettert, bleibt er oft hängen, weil er die Zehen nicht mehr herausziehen kann.

Jonathan zog hier vor 9 Monaten ein. Sein damaliges Verhalten: Er schreit mörderisch laut. Er beißt. Er flieht in die äußerste Ecke, sobald sich ein Mensch seiner Voliere nähert. Muss man die Voliere betreten, springt er von der Decke in 2m Höhe panisch herunter und haut zu Fuß ab.

Jonathan heute:
Er schreit nicht mehr. Er ruft mal ab und zu, halt ganz normal für einen WHK, drinnen fast nie – einem Konzert mit dem Molukken draußen ist er nicht abgeneigt, das macht Spaß – das Duett! Er beißt nicht mehr. Er meidet nicht mehr die Nähe des Menschen. Er nimmt Futter aus der Hand. Er geht auch zu Fremden ans Gitter und lässt sich füttern. Er kommt, wenn ich ihn rufe. Er steigt freiwillig in seinen Transportkäfig ein und lässt sich ohne Hektik und Panik überall hin tragen. Seit einigen Tagen kommt er auch auf meinen Arm.
Das alles hat er durch gezieltes Training gelernt.
„Agonistische Verhaltensweisen“ – ja, die zeigte er bei seinem Einzug hier. Als „aggressiv“ abstempeln muss man ihn deswegen nicht. Man kann auch an seinem Verhalten arbeiten.
Nein, einen Kuschelvogel will ich sicher nicht aus ihm machen, aber zumindest dem Vogel das Vertrauen zu Menschen zurückgeben, das er verloren hatte.

Viele Grüße
Susanne
P.S. Ich bedanke mich jetzt mal bei meinen Männern, die heute den Dienst der Volierenputzfrau übernommen haben, damit ich schreiben konnte. Jetzt kommt das nächste Thema - Schwarmhaltung - dran! - Bis später!
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